Aus Anabellas Kindheit
Kindheit. Anabella musste nicht lange nachdenken, die Erinnerungen kamen sofort. Nicht wie damals , als sie ihre erste Psychotherapie hatte und sie über ihre Kindheit sprechen sollte. Damals war ihr partout nichts eingefallen. Immer wieder fragte er nach. Und immer wieder die gleiche Reaktion des Gehirns. Totale Blockade ihres Gedächtnisses. Doch heute, abrufbar auf fiktiven Knopfdruck.
Jetzt diese Erinnerung. Die kleine Anabella mit den Streichholzbeinen. Dieses vergilbte Bild im Album. Die kleine Brillenschlange.
Damals. Es war noch sehr kalt im Garten. Doch die winterliche Sonne hatte an einer geschützten Stelle den Schnee zum Tauen gebracht. Die ersten Winterlinge lugten aus der Erde hervor. Mutige Vorboten des nahenden Frühlings. Ihre Augen bleiben am Fliederbusch hängen. Er wollte es den Blumen doch nicht etwa nachmachen? Die Vorfreude auf einen weiteren Frühlingsboten machte sie ganz kribbelig, spiegelte sich in ihren Augen wieder. Anabella, etwas kurzsichtig, ging näher heran und- schon war es geschehen. Ein kleiner Ast spießte sich in den linken Augapfel. Diese Schmerzen! Und Ängste!
Nun folgten Besuche bei einem Augenarzt. In einer dunklen Vorstadtpraxis. Manchmal setzten die Eltern sie dort auf einen Stuhl und schärften ihr ein, darauf zu achten, wenn sie an der Reihe wäre. Ihre Mutter zeigte auf eine Frau mit Hut und flüsterte ihr ins Ohr: Nach dieser Frau bist du dran.
Mit etwas lauterer Stimme schärfte sie ihr schließlich noch ein, alles richtig zu machen, was der Arzt ihr sagen würde. Danach gingen die Eltern ihren Besorgungen nach.
Die kleine Anabella sah sich ängstlich um. Der Warteraum musste dem Arzt- noch heute konnte sie sich an seinen Namen erinnern- gleichzeitig als Wohnzimmer dienen. Bücherregale voller alter Bücher. Sie war nicht allein, auch andere Patienten saßen so wie sie auf diesen alten geschnitzten Stühlen. Doch sie unterhielten sich angeregt miteinander, lehnten sich bequem zurück. Was jedes Mal ein quietschendes Geräusch ergab. Anabella kauerte sich in den Stuhl und wagte es wegen dieses Geräuschs nicht, sich zu bewegen. Man hätte ja denken können, es wäre nicht das Stuhlknarren. Aber man beachtete dieses dünne Kind gar nicht. Jeder war damit beschäftigt, dem anderen zu beweisen, dass seine Krankheit die schlimmste sei.
Anabella schloss die Augen und träumte vor sich hin, wie so oft. Tagträume im Schutzwald, wo sie die gute Fee besuchte. Sie vergaß dabei Raum und Zeit. Schon längst wäre sie an der Reihe gewesen. Plötzlich schreckte sie auf, man hatte ihren Namen gerufen. Sie schaute sich um und sah, dass nur noch sie in diesem Halbdunkel saß.
Doktor Mumday war nicht freundlich zu ihr. Anabella hatte Angst vor ihm, dem Mann mit der dicken Brille. Zahlen sollte sie ablesen von der abgegriffenen Tafel an der Wand. Aber wie denn? Sie sah nur Schemen, aber keine Zahlen. Alles wie durch einen Nebel. Was hatte ihre Mutter ihr eingeschärft? Sie solle alles richtig machen, was der Doktor ihr sagte. Wenn sie aber nun zugeben würde, dass sie nichts erkennt, dann würde sie sicher Schimpfe bekommen. Also begann sie zu raten.
Sechs, fünf, acht, eins. „Halt, was soll das, du willst mich wohl veralbern?“ Anabella weinte, was den Doktor noch mehr erzürnte.
Schließlich kam ihr die Schwester zu Hilfe, beruhigte sie und beschwichtigte den Doktor.
Das kranke Auge wurde verbunden und mit einer schwarzen Klappe verdeckt.
Als die Eltern kamen, um sie wieder abzuholen, erzählte sie lieber nichts von dem Vorgefallenen. Das hätte nur neue Schimpfe ergeben.
Jetzt diese Erinnerung. Die kleine Anabella mit den Streichholzbeinen. Dieses vergilbte Bild im Album. Die kleine Brillenschlange.
Damals. Es war noch sehr kalt im Garten. Doch die winterliche Sonne hatte an einer geschützten Stelle den Schnee zum Tauen gebracht. Die ersten Winterlinge lugten aus der Erde hervor. Mutige Vorboten des nahenden Frühlings. Ihre Augen bleiben am Fliederbusch hängen. Er wollte es den Blumen doch nicht etwa nachmachen? Die Vorfreude auf einen weiteren Frühlingsboten machte sie ganz kribbelig, spiegelte sich in ihren Augen wieder. Anabella, etwas kurzsichtig, ging näher heran und- schon war es geschehen. Ein kleiner Ast spießte sich in den linken Augapfel. Diese Schmerzen! Und Ängste!
Nun folgten Besuche bei einem Augenarzt. In einer dunklen Vorstadtpraxis. Manchmal setzten die Eltern sie dort auf einen Stuhl und schärften ihr ein, darauf zu achten, wenn sie an der Reihe wäre. Ihre Mutter zeigte auf eine Frau mit Hut und flüsterte ihr ins Ohr: Nach dieser Frau bist du dran.
Mit etwas lauterer Stimme schärfte sie ihr schließlich noch ein, alles richtig zu machen, was der Arzt ihr sagen würde. Danach gingen die Eltern ihren Besorgungen nach.
Die kleine Anabella sah sich ängstlich um. Der Warteraum musste dem Arzt- noch heute konnte sie sich an seinen Namen erinnern- gleichzeitig als Wohnzimmer dienen. Bücherregale voller alter Bücher. Sie war nicht allein, auch andere Patienten saßen so wie sie auf diesen alten geschnitzten Stühlen. Doch sie unterhielten sich angeregt miteinander, lehnten sich bequem zurück. Was jedes Mal ein quietschendes Geräusch ergab. Anabella kauerte sich in den Stuhl und wagte es wegen dieses Geräuschs nicht, sich zu bewegen. Man hätte ja denken können, es wäre nicht das Stuhlknarren. Aber man beachtete dieses dünne Kind gar nicht. Jeder war damit beschäftigt, dem anderen zu beweisen, dass seine Krankheit die schlimmste sei.
Anabella schloss die Augen und träumte vor sich hin, wie so oft. Tagträume im Schutzwald, wo sie die gute Fee besuchte. Sie vergaß dabei Raum und Zeit. Schon längst wäre sie an der Reihe gewesen. Plötzlich schreckte sie auf, man hatte ihren Namen gerufen. Sie schaute sich um und sah, dass nur noch sie in diesem Halbdunkel saß.
Doktor Mumday war nicht freundlich zu ihr. Anabella hatte Angst vor ihm, dem Mann mit der dicken Brille. Zahlen sollte sie ablesen von der abgegriffenen Tafel an der Wand. Aber wie denn? Sie sah nur Schemen, aber keine Zahlen. Alles wie durch einen Nebel. Was hatte ihre Mutter ihr eingeschärft? Sie solle alles richtig machen, was der Doktor ihr sagte. Wenn sie aber nun zugeben würde, dass sie nichts erkennt, dann würde sie sicher Schimpfe bekommen. Also begann sie zu raten.
Sechs, fünf, acht, eins. „Halt, was soll das, du willst mich wohl veralbern?“ Anabella weinte, was den Doktor noch mehr erzürnte.
Schließlich kam ihr die Schwester zu Hilfe, beruhigte sie und beschwichtigte den Doktor.
Das kranke Auge wurde verbunden und mit einer schwarzen Klappe verdeckt.
Als die Eltern kamen, um sie wieder abzuholen, erzählte sie lieber nichts von dem Vorgefallenen. Das hätte nur neue Schimpfe ergeben.
herbstfrau - Mo, 19. Dez, 14:46
ja ...
Ungeliebt und unerwünscht
Ich wurde immer mal wieder alleine daheim gelassen, wenn meine Eltern weg gingen. Ich irrte dann immer im Dunkeln in der Wohnung rum bis ich den Weg auf den Balkon fand und da weinte. Dann ging das Fenster im Nachbarhaus auf und meine Grossmutter rief rüber, dass alles ok sei, ich ins Bett gehen sollen und meine Eltern bald wieder heim kommen würden...
Verständnis kann ich dafür absolut keines aufbringen - darum klammere ich mich auch so an jede noch so aussichtslose Beziehung - die Angst, verlassen zu werden, nichts wert zu sein - ist nach wie vor übermächtig.
die angst
So richtig gehasst habe ich mich wohl nie (soweit ich mich erinnere), doch mich gern zu haben (und vielleicht irgendwann sogar zu lieben), das muss ich mir gerade hart erarbeiten.
aber es
Danke fürs Mut machen!
da freue ich mich
einfach schön
Probiers
aber jetzt lobe ich mich oft. und es ist ein schönes gefühl..
Grüße von Regina, jetzt will ich mal den PC ausschalten, bin ja süchtig *gg*