"Einmal Liebe und zurück..."
Probeauszug aus dem 1. Kapitel
Zum wiederholten Mal läutete das Telefon. Franziska ließ sich davon nicht stören. Schließlich schaltete sich der Anrufbeantworter ein. Als sie endlich ihre Trägheit überwand und das Innere des Hauses betrat, herrschte Schweigen in der Leitung.
Sie ging zurück zu ihrem Lieblingsplatz auf der Terrasse, von der man einen Teil des Yachthafens erblicken konnte.
Sie wohnten erst seit einigen Wochen hier, und Franziskas Herz klopfte bei dieser Aussicht- atemberaubend würde man sie in einem Reisekatalog nennen- vor Aufregung und Freude. Nein, es war kein Traum. Sie hatten es tatsächlich geschafft! Sie hatten ein neues Zuhause, und noch dazu am Meer! Franziska fühlte sich wohl hier, so frei, so ledig aller Sorgen. Dem Kleinstadtmief entronnen.
Vor allem am Abend, wenn die Sonne buchstäblich im Meer zu versinken schien, konnte Hartmut sie mit keinem noch so spannenden Fernsehfilm ins geräumige Wohnzimmer locken.
Manchmal kam er dann mit einer Flasche Mon Bijou heraus und setzte sich zu ihr.
Es war schön, einfach so dazusitzen, sich zuzuprosten und den Augenblick zu genießen.
Was lag alles hinter ihnen! In der Mehrzahl aufregende und traurige Augenblicke. Krankheit, Trauer, Ausweglosigkeit. Trennung und Schmerz. Sie hatten sich in der Vergangenheit gegenseitig wehgetan. Doch das war vorbei. Sie befanden sich mitten in ihrem neuen Leben. Alles war offen.
Ab wann ist es eigentlich zu spät, noch einmal zu beginnen? Mit Fünfzig? Mit Sechzig? Bei beiden lag der sechzigste Geburtstag schon hinter ihnen. Sie hatten es gewagt, allen warnenden Stimmen und erhobenen Zeigefingern zum Trotz.
Franziska lächelte vor sich hin und genoss die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Der leichte Wind trieb ihr eine Brise Salzwassergeruch zu. Sie liebte diesen besonderen Duft, er konnte ohne weiteres mit all ihren Lieblingsparfüms standhalten. Vielleicht würde er sogar eines Tages „Miss Dior Cherie“ aus ihrem dummen Kopf verdrängen. Dieses Parfüm, mit dem sich so viele bittersüße Erinnerungen verbanden.
Tang, Fisch, Salzwasser kontra bittersüße späte Liebe? Das Jahr in der eigenen winzigen Wohnung, die spät entdeckte Freiheit hergeben für ein Haus am Meer und eine Rückkehr in den sicheren Ehehafen? Alles vergessen, was so einmalig schön gewesen war?
Franziska wusste, dass sie das nicht konnte und noch weniger wollte. Dazu hatten sie sich zu sehr geliebt, sie und ihr Icke. Wieso eigentlich hatten? Sie liebten sich noch heute und würden sich immer lieben.
Es tat auch jetzt noch weh. Und es würde lange dauern, bis sie ohne Schmerz an ihn und die große Stadt zurückdenken konnte. Doch Hartmut gestand ihr die Zeit zu. Da er sie nicht verlieren wollte, blieb ihm wohl auch nichts anderes übrig.
Franziska nahm allerdings an, dass er sich im Stillen die bange Frage stellte, ob die Zeit der Irrungen und Umwege nun endgültig der Vergangenheit angehörte.
War aus der wilden Franziska endlich eine sesshafte Franziska geworden? An manchen Tagen wie diesem glaubte sie fest daran.
Die Zeit würde es mit sich bringen. Ihr Entschluss, noch einmal von vorn zu beginnen, also die nächsten Jahre wieder mit ihrem Mann zusammen zu leben, war es wert, in die Tat umgesetzt zu werden.
Dreiundvierzig Jahre. Vieles hätten sie anders anpacken sollen. Aus Fehlern wird man klug. Sie hatten noch eine Reihe Jahre vor sich, in denen sie ihre Fehler wieder gutmachen und Versäumtes nachholen konnten…
Mitten in ihre Gedanken hinein klingelte erneut das Telefon...
cop.by resehda/ herbstfrau
Zum wiederholten Mal läutete das Telefon. Franziska ließ sich davon nicht stören. Schließlich schaltete sich der Anrufbeantworter ein. Als sie endlich ihre Trägheit überwand und das Innere des Hauses betrat, herrschte Schweigen in der Leitung.
Sie ging zurück zu ihrem Lieblingsplatz auf der Terrasse, von der man einen Teil des Yachthafens erblicken konnte.
Sie wohnten erst seit einigen Wochen hier, und Franziskas Herz klopfte bei dieser Aussicht- atemberaubend würde man sie in einem Reisekatalog nennen- vor Aufregung und Freude. Nein, es war kein Traum. Sie hatten es tatsächlich geschafft! Sie hatten ein neues Zuhause, und noch dazu am Meer! Franziska fühlte sich wohl hier, so frei, so ledig aller Sorgen. Dem Kleinstadtmief entronnen.
Vor allem am Abend, wenn die Sonne buchstäblich im Meer zu versinken schien, konnte Hartmut sie mit keinem noch so spannenden Fernsehfilm ins geräumige Wohnzimmer locken.
Manchmal kam er dann mit einer Flasche Mon Bijou heraus und setzte sich zu ihr.
Es war schön, einfach so dazusitzen, sich zuzuprosten und den Augenblick zu genießen.
Was lag alles hinter ihnen! In der Mehrzahl aufregende und traurige Augenblicke. Krankheit, Trauer, Ausweglosigkeit. Trennung und Schmerz. Sie hatten sich in der Vergangenheit gegenseitig wehgetan. Doch das war vorbei. Sie befanden sich mitten in ihrem neuen Leben. Alles war offen.
Ab wann ist es eigentlich zu spät, noch einmal zu beginnen? Mit Fünfzig? Mit Sechzig? Bei beiden lag der sechzigste Geburtstag schon hinter ihnen. Sie hatten es gewagt, allen warnenden Stimmen und erhobenen Zeigefingern zum Trotz.
Franziska lächelte vor sich hin und genoss die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Der leichte Wind trieb ihr eine Brise Salzwassergeruch zu. Sie liebte diesen besonderen Duft, er konnte ohne weiteres mit all ihren Lieblingsparfüms standhalten. Vielleicht würde er sogar eines Tages „Miss Dior Cherie“ aus ihrem dummen Kopf verdrängen. Dieses Parfüm, mit dem sich so viele bittersüße Erinnerungen verbanden.
Tang, Fisch, Salzwasser kontra bittersüße späte Liebe? Das Jahr in der eigenen winzigen Wohnung, die spät entdeckte Freiheit hergeben für ein Haus am Meer und eine Rückkehr in den sicheren Ehehafen? Alles vergessen, was so einmalig schön gewesen war?
Franziska wusste, dass sie das nicht konnte und noch weniger wollte. Dazu hatten sie sich zu sehr geliebt, sie und ihr Icke. Wieso eigentlich hatten? Sie liebten sich noch heute und würden sich immer lieben.
Es tat auch jetzt noch weh. Und es würde lange dauern, bis sie ohne Schmerz an ihn und die große Stadt zurückdenken konnte. Doch Hartmut gestand ihr die Zeit zu. Da er sie nicht verlieren wollte, blieb ihm wohl auch nichts anderes übrig.
Franziska nahm allerdings an, dass er sich im Stillen die bange Frage stellte, ob die Zeit der Irrungen und Umwege nun endgültig der Vergangenheit angehörte.
War aus der wilden Franziska endlich eine sesshafte Franziska geworden? An manchen Tagen wie diesem glaubte sie fest daran.
Die Zeit würde es mit sich bringen. Ihr Entschluss, noch einmal von vorn zu beginnen, also die nächsten Jahre wieder mit ihrem Mann zusammen zu leben, war es wert, in die Tat umgesetzt zu werden.
Dreiundvierzig Jahre. Vieles hätten sie anders anpacken sollen. Aus Fehlern wird man klug. Sie hatten noch eine Reihe Jahre vor sich, in denen sie ihre Fehler wieder gutmachen und Versäumtes nachholen konnten…
Mitten in ihre Gedanken hinein klingelte erneut das Telefon...
cop.by resehda/ herbstfrau
herbstfrau - So, 1. Apr, 12:38
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